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Als Handelsunternehmen digital werden - das bedeutet mehr als einfach nur einen Onlineshop aufzusetzen. Die Kunden sind von etablierten E-Commerce-Marktplätzen mehr gewohnt. Im Fokus der digitalen Strategie muss die Customer Experience stehen - das gilt gerade für Handelsunternehmen, die die Welt des E-Commerce erst erschließen. Steven Bailey zeigt Lösungsansätze für die technologischen Herausforderungen auf.
Was hat sich eigentlich genau verändert - und was bedeutet das konkret für Handelsunternehmen? Covid-19 hat innerhalb kürzester Zeit einen Trend verstärkt, der bereits zuvor im Gange war.
Nicht nur das Browsen und Bestellen beim Shopping, sondern auch andere Services und Prozesse verlagern sich immer mehr in den Onlinebereich, sei es in Form von bargeldlosem Zahlen, von virtueller Beratung oder von kontaktloser Auslieferung bestellter Waren.
Das bedeutet auch: Unternehmen, die bereits zuvor den Grundstein für das Onlinegeschäft gelegt hatten, konnten schneller und besser auf die Krise reagieren.
Der Einkaufsbereich am Frankfurter Flughafen etwa, mit Zugang zu mehr als 80.000 Passagieren im Jahr, brach mit den Corona-Beschränkungen über Nacht als Umsatzquelle weg. Flughafenbetreiberin Fraport hatte aber lange vor Beginn der Krise einen digitalen Marktplatz für das komplette Flughafen-Business geschaffen, also auch für die Ladengeschäfte.
So konnte Fraport das Geschäft schnell verlagern. Viele Funktionalitäten, die in der neuen Situation von Bedeutung waren, brachte die Plattform bereits mit - etwa die Integration verschiedener Fulfillment-Optionen wie Home Delivery.
Wie könnte das für Handelsunternehmen konkret aussehen?
Ein attraktives Szenario - aber ist es so auch umsetzbar? Denn bei mehreren Filialen, externen Partnern und verschiedenen Generationen an Warenwirtschaftssystemen wirft ein solches Vorhaben doch einige Fragen auf:
Das Beispiel Fraport zeigt, dass es möglich ist, eine Vielzahl an Shops und Services auf einem digitalen Marktplatz zusammenzuführen. Entscheidend ist die passende Technologie, eine gute Planung - und eine geschickte Umsetzung.
Daten sind die Basis für jedes digitale Geschäftsmodell. Liegen sie statt in einzelnen Datensilos zentralisiert vor, können verschiedene Systeme wie etwa eine E-Commerce-Plattform unkompliziert darauf zugreifen.
Das ermöglicht auf der einen Seite das kontinuierliche Anreichern von Kundendaten, auf der anderen Seite den Zugriff auf Bestands- und Verkaufsdaten für unterschiedliche Filialen oder Partner.
Aktuelle E-Commerce-Anforderungen erfüllen und Grundlagen für zukünftige Entwicklungen schaffen - eine Omnichannel-Plattform mit Marketplace-Funktion ermöglicht beides. Wichtig ist, dass die Lösung skalierbar und offen ist und sich mit anderen Systemen integrieren lässt.
Wird ein solches Projekt in vielen Einzelphasen realisiert, lassen sich erste funktionale Versionen und Funktionen bereits nach kurzer Zeit in der Praxis umsetzen und an der echten Zielgruppe testen.
Als eigenständige und durch APIs gekoppelte Dienste können Module auch unabhängig voneinander weiterentwickelt werden - und die Umsetzungszyklen bleiben kurz. Neue Features und Funktionen können so gemäß einer Priorisierung sukzessive und schnell realisiert werden - die Geschäftsabläufe werden dabei nur minimal gestört.
Die Anforderungen an eine Technologie und ihre Funktionen variieren natürlich in Abhängigkeit von Branche, Zielgruppe, bereits bestehenden Systemen und benötigten Features sehr stark.
Und dass ein neuer Service Kunden nicht automatisch Mehrwert liefert, nur weil er digital ist, zeigen etwa die Reaktionen auf den Test von Lidl Plus, dem neuen digitalen Kundenbindungsprogramm von Lidl.
Dieser Artikel ist zuerst im Digital Commerce Magazin "etailment" erschienen. Wir freuen uns über Ihr Feedback und das Teilen des Artikels.